Was wir von der Frankfurter Küche lernen können - 100 Jahre und kein bisschen altmodisch!

Veröffentlicht am 4. November 2025 um 07:54

Stell dir vor, du gehst in deine Küche - öffnest eine Schublade, greifst nach dem Löffel, drehst dich zum Herd, alles liegt perfekt im Griff. Kein Chaos, kein „wo ist wieder das Salz?“. Klingt banal? Ist es nicht. Denn genau so eine Idee hat vor fast 100 Jahren die Welt des Wohnens revolutioniert und kommt heute überraschend modern daher: die Frankfurter Küche.

Die kleine Küche, die Großes wollte

In den 1920ern entwarf Margarete Schütte-Lihotzky in Frankfurt am Main etwas, das bis dahin niemand kannte: eine Einbauküche. Ein Raum so durchdacht, dass jeder Handgriff zählte. Nur rund sechs Quadratmeter, aber vollgepackt mit cleveren Details: ausziehbare Schneidebretter, eingebaute Schränke, kurze Wege zwischen Spüle, Herd und Vorräten - ein echtes Meisterwerk der Effizienz. Denn damals ging es um mehr als Design. Es ging um Alltagstauglichkeit, um Zeitersparnis und darum, dass auch normale Familien komfortabel leben konnten. Weit über 10.000 dieser Küchen wurden in Frankfurter Wohnungen eingebaut - ein stiller Triumph der Moderne.

Und heute? Wieder total aktuell!

100 Jahre später stehen wir in offenen Wohnküchen, schneiden Gemüse auf Kücheninseln und mixen Smoothies - und merken kaum, wie viel wir der alten Frankfurter Küche verdanken. Die Idee war damals simpel: alles so praktisch wie möglich machen. Kein Schnickschnack, keine Umwege. Jeder Griff sollte sitzen, jeder Zentimeter sinnvoll genutzt sein. Und irgendwie ist das heute wieder ein Thema. Denn die große Frage bleibt: Wie leben wir praktisch, nachhaltig und trotzdem schön - auf begrenztem Raum?

Die Frankfurter Küche erinnert uns daran, dass gutes Wohnen nicht von Quadratmetern abhängt, sondern von cleveren Ideen. Sie war nachhaltig, bevor man das Wort kannte. Sie schuf Ordnung, ohne steif zu wirken. Und sie machte den Alltag leichter, ohne viel Aufhebens darum zu machen. Vielleicht ist genau das ihre Stärke: Sie war einfach durchdacht. Kein Statussymbol, sondern ein Werkzeug, das das Leben besser machen sollte - leise, aber effektiv.

Was wir davon heute lernen können

Wenn man sich anschaut, wie wir heute wohnen, sind viele Grundgedanken der Frankfurter Küche aktueller denn je. Kleine Räume können befreiend sein, wenn sie gut geplant sind. Eine klare Struktur spart Energie - im Kopf und im Haushalt. Und ja, gutes Design darf ruhig denken, bevor es glänzt. Vielleicht sollten wir beim nächsten Küchenumbau nicht fragen: Wie groß kann sie werden? Sondern: Wie smart kann sie sein?

Wie viele Schritte brauchst du, um in deiner Küche ein einfaches Gericht zuzubereiten? Wo liegen Dinge, die du schon ewig nicht benutzt, aber trotzdem aufbewahrst? Und wo nervt dich der Raumfluss jeden Tag ein bisschen - ohne dass du es wirklich änderst? Solche Fragen klingen banal, aber sie zeigen, wie sehr Raumplanung unseren Alltag prägt. Manchmal ist die modernste Idee eben keine Hightech-Lösung mit App-Steuerung, sondern ein kluges, 100 Jahre altes Konzept, das einfach funktioniert.

Alte Idee, neuer Blick

Die Frankfurter Küche zeigt, dass Innovation nicht laut sein muss. Ein bisschen Struktur, ein bisschen Mut zur Einfachheit - und schon wird Wohnen leichter. Vielleicht ist das ja der eigentliche Fortschritt: nicht immer mehr, sondern einfach besser zu denken.

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